Da tut man jahrelang etwas, ohne eine klare Vorstellung davon zu haben warum man das tut.
Zum Beispiel Musik machen. Da gibt es einige die ihre, meist zu kleinen Brötchen, damit verdienen. Für die meisten dieser Profis besteht der eigentliche Broterwerb allerdings nicht darin zu spielen, sondern diejenigen zu unterrichten, die in ihrer Freizeit für sich selbst oder für einen kleinen Kreis von Zuhörern spielen. Spielen oder singen tun sie trotzdem, jedenfalls alle, die ich kenne, auch wenn sie zuwenig Geld und Anerkennung dafür bekommen, auch wenn sie regelmässig über das geringe Interesse an ihrer Musik frustriert sind. Es gibt etwas, dass sie antreibt es trotzdem immer wieder zu tun. Und dann gibt es unzählige Amateurmusiker, ich vermute mal es ist die größere Gruppe bei den Musikern, die auf teilweise erstaunlich hohem Niveau Musik machen. Auch sie kennen die Frustrationen:
- beim Üben, dass es nicht so schnell voran geht wie man das gerne hätte
- dass man sich bei einem Auftritt wieder an der gleichen Stelle verspielt hat
- Dass das Publikum lieber redet und trinkt als zuhört
- Dass der Sound auf der Bühne mal wieder bescheiden war, usw.
Auch die Amateure oder Dilettantenhalten es oft erstaunlich lange durch und probieren es immer wieder. Ich hatte letzte Woche zwei Anstupser um mich zu fragen warum ich überhaupt Musik mache. Der erste war ein Youtube Beitragdes Pianisten (und natürlich auch Musikpädagogen) Kenny Werner. Der zweite war ein Konzert unserer Bandan einem Abend an dem fast alles stimmte: ein lauer Sommerabend, aufmerksame Zuhörer, Anerkennung durch das Publikum, und wir haben sicher besser gespielt als unser eigentliches Niveau hergeben würde. Kenny Werner meint hierzu, dass das persönliche Niveau das ist, dass man unter den widrigsten Gegebenheiten in der Lage ist zu spielen. Also nicht wie gut man vielleicht schon mal gespielt hat, sondern wie gut man spielt, wenn man „schlecht drauf“ ist. Trotzdem war ich nicht so ganz zufrieden mit dem Abend und ich habe mich gefragt, warum das so ist. Darüber bin ich dann bei der Frage gelandet warum mache ich überhaupt Musik? Naheliegende Motive sind der Spaß, den man beim Musizieren haben kann, und die Anerkennung, die man vielleicht nur über die Musik bekommen kann. Anerkennung scheint klar zu sein aber Spaß ist doch ziemlich unscharf formuliert. Was ist es denn was einen erfreut?
Ich bin vorläufig auf 3 Motive gestoßen, die für mich gelten. Das Thema Anerkennung hat für mich auch einmal eine größere Rolle gespielt, hat jetzt aber nicht mehr den Stellenwert. Geblieben sind:
- Der intensive Dialog, der beim Musizieren entstehen kann. Ein schönes Gefühl in einer Gemeinschaft zu sein. Eine Gemeinschaft, die nicht zusammenhält um andere zu besiegen, sondern um sich gegenseitig zu verwöhnen. Wo das Ganze stärker ist als die Summe seiner Teile. Ich könnte es vielleicht als „Rudelgefühl“ bezeichnen.
- Ein anderer Bewusstseinszustand, vielleicht auch eine Art Rausch. Man lebt im Moment, man ist in Ruhe, der innere Dialog ist abgestellt. Ich muss zugeben, dass ich das nicht so häufig erreiche wie ich es gerne hätte. Vielleicht ist das auch eine Art Flucht. Jedenfalls brauch ich keine Drogen, wenn ich so Musik machen kann.
- Der kreative Prozess, dass Melodien und Rhythmen „aus dem Nichts“ entstehen, sie tauchen kurz auf und verschwinden meist wieder so schnell, wie sie gekommen sind. Inwieweit dieser kreative Prozess mit Punkt 2 zusammenhängt ist mir noch nicht so ganz klar. Aber ich vermute einen starken Zusammenhang oder sogar eine Abhängigkeit von Punkt 1 oder Punkt 2.
Ich habe auch schon befreundete Amateurmusiker zu diesem Thema befragt.Die Motive Spaß und Anerkennung waren dabei, aber auch die Freude darüber, dass etwas gelingt, die Kommunikation …
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Was ist dein Grund Musik zu machen?
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