Bei einer Session hatte jemand ein sehr schönes und toll klingendes Donson Ngoni / Kamalen Ngoni von Jermy Cloake dabei. Das gab mir letztlich den Anstoß selbst ein Ngoni zu bauen. Ich hatte mir schon eine alte Kora modifiziert und mit Mechaniken bestückt, aber die Klangqualität war nicht so berauschend. Die Begriffsklärung Donson Ngoni oder Kamalen Ngoni ist etwas schwierig – ich nenne meins vielleicht einfach „Tubab Ngoni“, da ich weiße Haut und rote Ohren ;–) habe.
Der Körper
In Mitteleuropa ist es nicht so leicht ganze, große Kalebassen mit ca. 40 cm Durchmesser zu finden. Ich wurde jedoch hier fündig.
Der Hals
Der örtliche Schreiner hatte noch Nußbaumreste, und konnte mir eine Kantel von 35 mm x 30 mm x 1400 mm fertig machen. Als Mechaniken habe ich die Banjo-Mechaniken von Schaller ausgesucht. Sie sind zwar teurer als Gitarrenmechaniken, lassen sich aber nach dem Einbau von der Seite her bedienen und sind somit viel besser erreichbar als Gitarrenmechaniken, bei denen man sich schon etwas verrenken muss um dran zu kommen. Für die dickeren Saiten musste ich die Löcher etwas aufbohren. Die verchromten Mechaniken, die man auf dem Bild sieht sind sogenannte D-Tuners (bei Schaller). Original heißen sie „Keith-tuners“ nach dem berühmten Banjopicker Bill Keith, der sie erfunden hat. Man kann damit zwischen 2 Stimmungen schnell und präzise hin- und her wechseln. Beim Banjo mit Stahlsaiten funktioniert das ganz gut, bei den Nylonsaiten geht es nicht so gut. Ich hatte 2 Stück übrig und habe es deshalb einfach mal ausprobiert.
Haltegriffe
Traditionell haben die Ngonis direkt unterhalb des Fells flache Bambusstäbe (Also Teile von dicken Bambusrohren) die konisch zum Hals verlaufen und als Haltegriffe dienen. Dazu verlaufen dann meistens quer noch einmal 2 solcher Stäbe. Dazu muss man das Fell, nachdem es gespannt wurde noch acht Mal einschneiden. Das wollte ich vermeiden und auf andere Art versuchen die Halterungen anzubringen. Die Lösung war eine runde, 5 mm dicke Aluminiumstange die durch ein Loch im Hals geschoben und dann passend gebogen wurde. Die zwei Enden werden dann einfach bei der Halsmontage mit in den Korpus geschoben, in den ich zwei 5 mm Löcher gebohrt hatte.
Der Steg
Der Steg ist ebenfalls aus Nussbaum und besteht aus 3 Teilen:
- der obere Teil des Fußes in das ein passendes Schlitz für den eigentlichen Steg eingesägt wurde,
- der unter Teil des Steges in gleicher Größe, aber ohne Schlitz und
- der eigentliche Steg mit den Bohrungen für die Saiten.
Die Saiten
Da der Hals sehr lang ist, passen auch 12 Saiten drauf.
Grundstimmung von tief nach hoch (tiefste Saite links):
A (Kontra), 2mm Nylon
D (Große Oktave), E, G, 1,6 mm
A, 1,5 mm
C (Oktave), D, E, 1,3 mm
G, A, C‘ (Mitten C), D‘ 1mm
Saitenhalter ist ein Stahlring mit M8 Gewinde, der einfach am Hals festgeschraubt ist.
Zubehör
Die „Sesse“ oder „Kessing“ (Das „Rasselteil“ am Kopfende) ist aus einem Olivenölkanister geschnitten und mit Ringen aus Stahldraht versehen.
Etwas versetzt zum Steg ist innen ein kleiner Piezo-Pickup angeklebt, der mit einer üblichen Klinkenbuchse verbunden ist. Ein Vorverstärker ist empfehlenswert.
Soundbeispiel
10. Mai 2024 um 12:17 Uhr
hallo emilsson,
Eine sehr schöne Ngoni hast du gebaut!
Ich möchte auch gerne eine selber bauen – dazu eine Frage:
Der Steg , der die Saiten hochhät – steht der einfach frei nur auf dem gespannten Fell?
Danke, alles Gute!
mfG Michael
10. Mai 2024 um 14:05 Uhr
Hallo Michael, ja der Steg ist lose und wird nur durch die Saitenspannung gehalten, das ist genau so wie bei einem Banjo. Viel Erfolg beim Bau!
10. Mai 2024 um 23:32 Uhr
hej Dirk,
danke für deine Antwort… wie hält das Fell da den Druck aus – unglaublich!
… und gleich noch eine Frage hinterher: Wo hast du die passenden Saiten gefunden? Angelschnur gibts ja immer nur im 200m Pack ;o)
Wünsche dir ein schönes Wochenende,
Gruß Michael
11. Mai 2024 um 7:52 Uhr
Ich habe mich auf Baumärkten nach Nylonschnüren umgeschaut und auch gefunden. Die dicken Nylonschüre gibt es als “Mähfaden“ für Motorsensen.
Die Angelschnüre waren mir alle zu dünn.
13. Mai 2024 um 1:05 Uhr
Danke für alle deine Tipps. ;o)
LG, Michael
12. September 2024 um 15:57 Uhr
Hallo Emilsson,
Danke für die wunderbare Bauanleitung! Ich hätte noch ein paar Frage bevor ich mich ans Werk mache:
Was für ein Fell braucht es- ich nehme an Ziegenfell ist gebräuchlich- muss es ein besonders dickes Fell sein, damit es die Spannung hält?
Braucht es Polsternägel oder können es auch andere Nägel sein?
Mit welchem Leim hast Du das Fell aufgeklebt?
Könnest Du noch mehr Maße angeben- die Mensuren, also die schwingende Länge der Saiten würde mich interessieren, sowie die Höhe vom Steg und die Abstände der Saiten voneinander, bzw. der Löcher im Steg.
Im Voraus vielen Dank!
Gruß!
Detlef
15. Oktober 2024 um 17:20 Uhr
Ein Ziegenfell, ja. Vielleicht kein so ein sehr dünnes (europäische Ziegen). Eins was man sonst auf eine Djembe draufmachen würde. Geklebt wird nichts! Die Nägel halte das. Die Polsterernägel sind halt etwas dekorativer als „normale“ Nägel. Technisch spricht wohl eher nichts dagegen.
Saitenlängen in cm (ca)
tiefste (a) 105 (eine Oktave über tiefstem a von Klavier, 3. A links von mittlerem C)
C 100
E 95
G 90
A 85
C 80
D 75
E 70
G 65
A 60
C 55
D 50
Steg netto 5 x 12 cm (5mm dick)tatsächlich etwas länger da ein Stück um Steghalter versenkt ist (ca 7mm)
Stehgalter 5 x 10 cm , ca 15mm dick.
Löcher im Steg: 26mm Breite, Abstand Höhe jeweils 15 mm
Auf die 2 tiefsten Saiten würde ich verzichten. Das bringt nicht wirklich was. Sehr tief und nicht besonders laut.
16. Oktober 2024 um 15:56 Uhr
Danke für die ausführliche Antwort!
Wenn ich jetzt auf die zwei tiefsten Saiten verzichte- ergibt sich dann eine sinnvolle Stimmung mit den übrigen 10 Saiten oder würden Sie ohne diese beiden tiefsten Saiten an der Stimmung etwas verändern?
Harmonisch kann man ja das c als Grundton der Pentatonik nehmen (vier Quinten auf dem c aufgebaut) und a wäre dann harmonisch quasi der Grundton der Mollparallele dazu- beides sinnvolle Grundtöne Wenn ich diese beiden Töne aber wegnehme, hätte ich ja mit dem e als teifste Saite sozusagen die Terz im Bass- das erscheint mir klanglich etwas speziell.
Oder erscheint Ihnen mein Einwand unwichtig?
16. Oktober 2024 um 16:49 Uhr
Ich finde, dass es geht. Mann muss sie ja nur bei Bedarf spielen. E als Dominate zu A Moll ist schon mal ziemlich passend. G als Dominante zu C auch.
Man kann natürlich auch einfach nach G Dur/ e-moll wechseln indem man die C Saiten auf H herunter stimmt.